9.11.09, 21.40 Uhr, Indira Ghandi Int’l Airport, Dehli, India
Und schon ist es wieder Zeit, den letzten Blog dieser Reise zu schreiben. Ich sitze hier in der Transithalle des Flughafens Neu Dehli und unterhalte mich angeregt mit verschiedenen Mitreisenden. Im Moment höre ich die spannende Lebensgeschichte von Magaly, einer exilierten kommunistischen Chilenin, die seit drei Jahren in Nepal lebt und Kinderschutzarbeit macht.
Meinen Boardingpass habe ich schon, gleich wenn Anton seinen bekommen hat, werden wir in die nächste Halle wandern, um da noch mal drei Stunden zu warten, bis der Flieger endlich geht. Und zweieinhalb Filme später werde ich in Frankfurt landen, um dort meine liebe Andrea in die Arme zu schließen und mit ihr drei glückliche, süße Tage des Nichtstuns feiern.
Den Samstag, der ja in Nepal frei ist, haben wir zu einem Ausflug nach Bhaktapur genutzt. Binod, der dort lebt und Sushant, ein Praktikant der GTZ, holten uns am Morgen mit den Motorrädern ab. Bei dem dichten Verkehr, der in Kathmandu herrscht, war die Fahrt ein Erlebnis der ganz eigenen Art, denn alles schlängelt und drängelt voran, schiebt sich dazwischen und fährt dichter als dicht vorbei. Ohne das schützende Blech eines Autos ist das schon ein heißer Streifen. Wir haben’s überlebt und wurden mit dem Anblick einer mittelalterlichen Stadt belohnt, deren Pflasterung mit Backsteinen auch von der GTZ bewerkstelligt wurde und heute zum Weltkulturerbe zählt. Tempel über Tempel, Paläste und Adeligenhäuser. Ich bin zwar nicht so der Tourist, aber es ist schon beeindruckend, zwischen so viel Geschichte herum zu laufen.
Der Sonntag war dann noch dem Abschluss der bus2-Presentation für die CEFE-Trainer vom IEDI gewidmet. Obwohl die Diskussion lebhaft und das Benehmen freundlich war, wurde ich doch nicht den Eindruck los, dass wir uns in Feindesland bewegen.
Das IEDI, ein dem Wirtschaftsministerium angeschlossenes Institut zur Weiterbildung von Unternehmern, arbeitet mit dem fast unveränderten CEFE-Konzept der GTZ seit den achtziger Jahren. Das IEDI ist denn auch Partner der GTZ, so dass die GTZ auf dem Sektor Wirtschaftstraining nicht am IEDI vorbei kommt, obwohl auch ihnen klar ist, dass das IEDI inklusive deren CEFE-Konzept dringend eine Runderneuerung bräuchte. Kein Wunder, dass die uns misstrauisch beäugen. Wir stellen für sie sicher eine Bedrohung, mindestens aber eine Herausforderung dar, mit der sie widersprüchlich umgehen. Einerseits sind sie begierig, bus kennen zu lernen, andererseits versuchten sie wohl schon verschiedentlich, bus schlecht zu machen. Und bei unserer Präsentation waren sie wie erwähnt, recht kritisch, bis ablehnend.
Am Ende der Veranstaltung haben wir dann noch eine Schnittstellendiskussion geführt, in der wir um das CEFE-Konzept gebeten und es auch vorgestellt bekommen haben. Dabei gehen die ähnlich vor, wie wir, sie lösen aus dem bestehenden 3-Wochen-Training einige Elemente heraus uns schustern daraus den CEFE-Teil des SEP-Trainings. SEP (Self Employment Program) ist der Name, den ich dem gesamten Programm (also bus1, bus2 und CEFE) gegeben habe.
Jedenfalls wissen wir jetzt, dass sie tatsächlich einen Businessplan mit den Teilnehmern ausarbeiten, damit diese einen Kredit beantragen können, was ja das Ziel des ganzen Trainings ist. Was wir uns von Ihnen wünschten, war, dass sie mit den Teilnehmern neben der Erstellung des Businessplans auch so etwas wie einen Projektplan erarbeiten. Das könnten die angehenden Unternehmer gut brauchen. Die IEDI-Leute hätten von uns gerne, dass wir uns auf die Persönlichkeitsaspekte beschränken und den Businessanteil ihnen überlassen. Die werden unsere Wünsche nicht erfüllen, wir nicht ihre. Ein Glück, dass wir da nichts zu entscheiden haben. Wir einigten uns darauf, zunächst mal die sechs Trainings, die als Pilotprogramm vorgesehen sind, abzuwarten und dann zu sehen, wie es weiter gehen kann.
Den Nachmittag verbrachten wir im Pashupatinath, das ist das Krematorium von Kathmandu. Tag und Nacht brennen die Scheiterhaufen auf den Brandplätzen am Flussufer. Hinter dem Ufer erhebt sich der zentrale Tempel, wo die Totenfeierlichkeiten stattfinden. Es ist ein undurchsichtiges, langwieriges Ritual, bis der Tote schließlich brennt. Die Nepali werden unsere Rituale ebenso undurchsichtig finden. Die Reichen werden auf den dem Tempel am nächsten gelegenen Scheiterhaufen verbrannt. Zuvor werden sie auf eine Schräge mit den Füßen ins Wasser gelegt. Direkt oberhalb der Schräge endet ein Kanal, durch den das Weihwasser und die Weihmilch fließt die innerhalb des
Tempels über den Opferstein gegossen wird. Mit diesem heiligen Abwasser werden die Toten gesegnet, bevor sie verbrannt werden.
Der Opferstein symbolisiert übrigens Das männliche Geschlechtsteil, dem Lingam, das im weiblichen, der Yoni ruht, symbolisiert durch den Ring um den Lingam. Auf dem Foto sieht man durch 11 Tempel, deren Mitte jeweils einen Opferstein ziert. Diese Tempel stehen dem Verbrennungsplatz gegenüber.
So, der Flieger geht gleich.
Namasté
Hallo Erich,
es ist toll zu sehen und zu lesen, wie Du gerade lebst und arbeitest und wie Du es teilst und präsentierst und verbreitest. Das hat schon was sehr unmittelbares und macht mir Mut unmittelbarer zu sein. Namasté