30.10.09, 23.27 Uhr NCCI, Narayangarh, Chitwan, Nepal
Heute war der letzte Tag des bus2-Coachings und alle Beteiligten waren entspannt und konnten das Training in gelassenem Takt zu Ende bringen, so dass alle zufrieden waren. Zuerst die Teilnehmer, die einmal mehr bestätigten, wie sehr sie die Beteiligung beim bus2-Training zu schätzen wussten. Unsere Schützlinge, weil sie sich sicher sein konnten, die Feuertaufe bestanden zu haben. Und wir als Trainer natürlich, dass es aufgrund der Vorauswahl der Trainer (41 aus 55) für dieses bus2-Coaching keine Ausfälle gegeben hat. Alles in allem, gab es für uns außer steter Wiederholung unserer Ermutigungen für die jeweilig aktiven Trainees und unserer gebetsmühlenartigen Beschwörung des bus-Geistes nicht übermäßig viel zu tun.
Die Dinge liefen so glatt, dass wir guten Gewissens die Zertifikate an alle Trainees ausgeben konnten und sie somit zur ersten Riege der zertifizierten bus-Trainer in Nepal gehören. Ramro tza! (gut gemacht!) war der passende Schlachtruf, mit dem die Übergabezeremonie für alle Trainees begleitet wurde.
Zum Ende gab es die unvermeidliche Fotosession, denn jeder wollte ein Foto zusammen mit den Trainern haben. Als wir uns dann endlich loseisen konnten, war es schon fast dunkel und wir gingen ins Restaurant um bei wohlschmeckendem nepalesischen Essen unseren Feierabend zu genießen, der natürlich keiner war, denn Antons und mein Tischgespräch drehte sich natürlich weitgehend um die Zukunft von bus in Nepal.
Wir werden kurz vor dem Rückflug in die Heimat ein Gespräch mit einigen wichtigen Leuten der GTZ sprechen, um ihnen unsere Vorstellungen zu unterbreiten und für die bus-Sache zu werben. Ich glaube, das wird auf fruchtbaren Boden fallen, denn das bus-Konzept zur Schulung von zukünftigen Geschäftsleuten ist nicht nur für Deutschland und seine Bauern, für die das Konzept ursprünglich entwickelt wurde und das sich ungebrochenem Zuspruch erfreut, zeitgemäß, sondern in seiner angepassten Form auch für Nepal.
Gerade dröhnt die Gebetsglocke aus dem Tempel von nebenan durch die nächtliche Stille. Mitternacht. Morgen, so gegen halb sieben, wird sie, wie jeden Tag, wieder wie wild geläutet werden, dass man vor Schreck beinahe aus dem Bett fällt. Mein Neffe Rainer hat mal neben einer Kirche gewohnt. Der wird das kennen. Aber halb sechs Uhr ist schon grob. Aber bis sieben Uhr hat der Krach auf der Straße sowieso ein Level erreicht, der nur noch unruhigen Schlummer zulässt. Hierzulande werden Die Bürgersteige um zehn Uhr hochgeklappt.
Das war auch die Zeit, als der Wirt der Kneipe an der Ecke uns rauswarf. Einige Trainees hatten uns auf dem Nachhauseweg abgepasst und uns noch ein Bier aufgenötigt. Nach einer Stunde Nettigkeiten wie: „Ich heirate nur eine europäische Frau,“ „Ihr seid die besten Trainer auf der Welt,“ „Ich liebe Bayern München, “Michael Ballack ist der Größte“ und einem hier in Nepal sehr beliebten Stanzenlied – das sind Stehgreiflieder – über zwei großartige Menschen, und noch großartigere Trainer aus Deutschland das uns einer der Trainees zum Abschied sang, konnten wir uns endlich nach viel Gelächter und noch mehr Namastè und gefalteten Händen ins Gästehaus der Wirtschaftskammer in unsere Zimmer zurückziehen.
Morgen um 10.00 Uhr geht es weiter nach Kailali im Westen von Nepal. Darauf sind wir viel besser eingestellt, denn wir hatten ja den Vorlauf hier. Ich habe gleich einen schmalen Stapel Metaplankarten, Kreppband und Stifte eingesackt, damit nicht wieder die Engpässe unsere Improvisationskünste fordern. Ich bin gespannt, aber gleichzeitig zuversichtlich.
Wir werden sehen, wann ich diesen Beitrag ins Netz stellen kann. Vielleicht schaffe ich es mit Glück, davon habe ich ja glücklicherweise eine ganze Menge, gleich morgen Abend ein Internetcafe in Kailali zu finden. Drückt mir die Daumen und euch Leseratten natürlich auch.
Namastè