28.10.09, 12.00 Uhr NCCI, Narayangar, Chitwan, Nepal
Das Coaching läuft, die üblichen Anfangsschwierigkeiten sind überwunden. Aber davon später.
Wir sind um 6.00 Uhr in Dehli angekommen, rechtzeitig für den Weiterflug nach Kathmandu. Der Flug war wie erwähnt, vergleichsweise bequem und jetzt stehen wir herum und wissen nicht wohin. Wir, das sind acht Leute, eine Trekkinggruppe aus Berlin und eine wild gemischte Touristengruppe aus Würzburg, von denen einer ein Nepali ist, der mal eine Freundin aus Thüngersheim hatte, wo ich geboren bin – small world! Der Transfer war dann gewohnt umständlich und klappte dann nur auf den letzten Drücker, nachdem wir unser Gepäck identifiziert hatten. Die Maschine stand fast eine Stunde auf dem Landefeld und wartete offiziell auf besseres Wetter in Kathmandu, vielleicht aber auch nur auf uns. Jedenfalls flog sie gleich los, nachdem wir eingestiegen waren. Anton erwartete mich am Flughafen und nach einem kurzen Abstecher in sein Hotel, mussten wir bald zurück zum Flughafen, um unserem Endziel, Narayangar entgegen zu fliegen.
Narayangar liegt im Terai, dem Tiefland Nepals, und es ist entsprechend warm. Es zieht sich die Hauptstraße entlang mit der üblichen Kette kleiner und kleinster Läden und Lädchen. Es liegt viel Müll herum, die Häuser, die durch die rostigen Pfeiler auf den Dächern einen unfertigen Eindruck machen, werden durch riesige Werbeschilder verdeckt. Hinter den Häusern fließt träge der Narayan in seinem weiten Kiesbett. Der Monsun ist vorbei und die größte Hitze auch. Es ist fast angenehm warm.
Wir wurden von lächelnden Gesichtern mit einem Namasté begrüßt und checkten erst mal ein. Bequemerweise, ist an die lokale Wirtschaftskammer NCCI = (Narayangar Chamber of Commerce and Industry), die das Training organisiert, ein Hotel angelagert, bzw. Das NCCI verfügt über viele Gästezimmer und auch über passable Trainingsräume. Es ist auch ein GTZ (Gesellschaft für technische Zusammenarbeit = deutsche Entwicklungshilfe)- Büro mit Internetanschluss da. Gut, sehr gut. Die Rahmenbedingungen sind also vergleichsweise gut. Wir haben auch Stühle und Tische und die Teilnehmer müssen nicht auf dem Boden arbeiten.
Zur Erinnerung: Die nepalesische Regierung verpflichtete die Banken, benachteiligten Bevölkerungsgruppen (Frauen, junge Leute) Kleinkredite zu gewähren. Die Banken forderten daraufhin, dass die Antragsteller (es gibt inzwischen 600.000 Anträge) ein Minimum an Businesswissen durch eine Schulung erhalten. Die lokalen Wirtschaftskammern (CCIs) sollten diese Aufgabe übernehmen, hatten aber keine Trainer dafür, so dass die GTZ diese Schulungen von der GEFAK (= führt Entwicklungshilfeprojekte durch) organisieren ließ, die ihrerseits die AHA (= deutsche Bildungsakademie) mit der Konzeptionierung und der Durchführung der Trainings beauftragte. Die AHA verpflichtete Monika, Anton, Ingo und mich als Trainer für Bus1 und Bus2. Das CEFE-Training wird durch eine staatliche Institution durchgeführt.
Im Juli/August fand das Training für 3 Gruppen von Trainern statt. Das Training besteht aus 3 Teilen Bus1 (= der Mensch als Unternehmer), Bus2 (das Unternehmen) und das CEFE-Training (= Business Plan) mit dazugehörigem Coaching statt. Für das Coaching für Bus2 fehlte die Zeit, so dass wir, Anton und ich, den Prozess jetzt für zwei zusammengefasste Gruppen begleiten.
2 von den 3 Gruppen kannte ich schon, weil Ingo und ich im August bei den beiden Bus2 trainierten. Die Leute, die wir für ungeeignet hielten, bekamen keine Einladung, so dass von den ursprünglich 55 Trainees 41 das Bus2-Coaching an zwei Veranstaltungsorten erhalten.
Coaching bedeutet, dass die Trainees ein Training mit echten Teilnehmern halten. Paarweise übernehmen sie einen Teil des Trainings und bekommen ein qualifiziertes Feedback dafür.
Der erste Tag begann damit, dass wir die 21 Trainees zu Paaren zusammenstellten und auf die zwei Teilnehmergruppen verteilten Gruppe A gab sich den Namen „Narayani“, das ist der Fluss, der an der Stadt vorbei fließt, Gruppe B nannte sich „Rhino“, was wohl daran liegt, dass im nahegelegenen Nationalpark neben Tigern und Elefanten auch noch einige Rhinozerosse leben. Die beiden Gruppen machten dann noch ein „close in“, wie man es von amerikanischen Football-Mannschaften kennt: die Köpfe werden im engen Kreis zusammengesteckt und alle stoßen zusammen einen Siegesruf aus. Gut für die Moral und für den Zusammenhalt. Mein Job ist es die Gruppen „Narayani“ zu betreuen.
Nach und nach trafen die Teilnehmer ein. Die Nervosität unter den Trainees stieg und schließlich ging das erste Trainee-Paar an den Start. Jeevan und Kalpana, die Schöne, hatten wir dafür ausersehen, weil sie zu den starken Trainees zählen und sie neben ihrem bus-Thema „Marktorientierung“ auch noch die Einleitung – Vorstellungsrunde, Gesamtüberblick, etc. – leisten mussten. Das haben sie denn auch mit Bravour geschafft. Nachdem sie mit ihrem bus-Teil fertig und die Teilnehmer in der Pause waren, gab es ein Quick-Feedback mit der ganzen Narayani-Gruppe, das im Wesentlichen aus Ermutigungen bestand: „Was ist gelungen? Was war dein bester Moment?“ und „Was würdet ihr genauso machen? Was werdet ihr anders machen?“ Das ist ein Ritual, das wir für jedes Paar beibehalten werden, weil wir auf diese Weise den inneren Zusammenhalt der bus-Trainer in Nepal stärken wollen. Mansa, die vom hiesigen CCI ist und Surendra, unser Meisterübersetzer der Unterlagen in Nepali, setzten den Tag mit dem Thema „Portfolio“ fort und glänzten erwartungsgemäß. Dinesh und Baburam, unser Sanfter, beschlossen den Tag mit dem Thema „Umfeld“. Ein Teilnehmerkommentar: „Nicht so herausfordernd dieser Tag“. Sehen wir, ob sie morgen zurückkommen.