Ende von Bus1 , freier Tag
Es entpuppt sich als großer Segen, dass wir die erste und die zweite Woche hier in Palpa verbringen dürfen, den hier in – wie ich jetzt weiß – 1350 m Höhe sorgen die Wolken, die immer wieder alles einnebeln für Abkühlung. Regnen tut es vorwiegend nachts, wobei wir vorgestern zur Festivalnacht Glück hatten und es gar nicht regnete.
Heute also sind wir zu einer kleinen geführten Tour um den Mount Srinagar, von dem das Hotel den Namen hat, nach Tansen aufgebrochen. Tansen liegt hoch über dem weiten Tal, das Hotel noch einmal 100 Meter höher auf einem Sattel. Es hatte heute Nacht geregnet und alles lag im Wolkennebel. Die Temperaturen waren allerdings für eine Wanderung ideal: um die 22 Grad Celsius. Hier oben wird es selten heißer als 25 Grad, bei der hohen Luftfeuchtigkeit kann man allerdings schon ziemlich ins Schwitzen kommen, speziell, wenn die Sonne immer mal wieder durchkommt. Es heißt der Monsun sei dieses Jahr sehr spät dran und der Reis ist nicht so weit, wie er sein sollte, was schon zu vorbereitenden Maßnahmen der Hilfsorganisationen führte.
Der ist pinienbestanden, Ergebnis eines australischen Aufforstungprojektes von vor 20 Jahren, wirkt wie ein Park, ganz aufgeräumt. Vorbei an einer buddhistischen Stupa, so eine Art kleiner Turm, durch ein Picknik-Gelände um den Berg herum zur gegenüberliegenden Seite an deren Hang Tansen liegt. Wir steigen die etwa 100 m hinab und tauchen ein in die Samstägliche Stadt in der es ruhig ist, denn Samstag ist Ruhetag. Am Sonntag, fängt die neue Arbeitswoche an.
Binod, der uns begleitet, hilft uns dabei, Kleinigkeiten zu kaufen, denn einige Läden sind 7 Tage die Woche auf. Auf unser Bitten führt uns der Guide in eine Tuch“fabrik“. Gänsefüßchen deshalb, weil es darin zugeht, wie vor hundert Jahren. Frauen und Männer sitzen an hölzernen, wackeligen aber aufwendigen Webrahmen und schicken ihr Weberschiffchen mit der Hand durch die Fäden. Oben läuft eine Musterschablone ähnlich wie bei einer Drehorgel durch, der nur bestimmte Fäden hebt. Eine höchst sinnreiche, aber unglaublich veraltete Technik. Eine der Frauen schafft am Tag 3 Meter. Sie bekommt 45 Rupien pro Meter. Zum Vergleich: Mein Abendgericht Garlic Chicken kostete 200 Rupien. Nur die Lastenschleppfrauen bekommen noch weniger. Hier wie auch anderenorts, die miesesten Jobs werden auch am miesesten bezahlt.
Tansen ist berühmt für seine Bronzeteekannen, die eine Art Wahrzeichen der Stadt sind. Wir haben auch in solch eine Werkstatt geschaut. Die Kannen werden aus einem Zylinder gedreht. Auch hier wird 7 Tage die Woche gearbeitet, denn jederzeit kann der Strom für unbestimmte Zeit ausfallen.
Gestern war er zum Beispiel den ganzen Tag abgeschaltet, damit die Altäre, die in der Stadt während de Festivals umher getragen werden nicht unter Strom stehen, wenn sie an irgendeiner Leitung, die wild kreuz und quer gespannt sind, hängen bleibt.
Die Arbeitsteilung in diesem Land ist mir ein Rätsel. Die Wäsche, die ich heute waschen ließ, wurde beispielsweise vom Hotelmanager persönlich gebügelt. Frauen leisten hier beim Hausbau Schwerstarbeit, Chefs machen, was wir für Frauenarbeit halten würden.
Leider gab es auch heute wieder keinen Internetzugang. Ich hoffe, dass ich morgen in der Stadt eine Lösung finde. Gewünscht hatte ich mir das heute schon. Immerhin ist mein anderer Wunsch ein wenig in Erfüllung gegangen: Ich wollte was vom Anapurna-Massiv sehen, dass man vom Hotel Srinagar bei gutem Wetter sehen kann, sehen und bekam immerhin eine Spitze und den Teil eines Hanges davon mit.
So, ich bin gespannt auf morgen. Da fängt bus2 an, unser eigentliches Aufgabengebiet.
Lieber Erich! Herzlichen Dank für deine lebendigen Schilderungen aus Nepal. Manches kann ich direkt vor mir sehen – da wünsche ich mir, auch dort hin zu fahren. Bleib gesund und pass gut auf dich auf. Umarmung aus der Ferne – Parijat