Abfahrt nach Nepal
„Sehr geehrte Damen und Herren ich begrüße Sie im Zug nach Frankfurt Flughafen Fernbahnhof.“ Jetzt hat sie begonnen, meine Reise nach Nepal. Ich fühle mich noch etwas schwummerig vom Abschied von Andrea, meiner Frau, vorhin. Der Abschiedsschmerz überwiegt im Moment noch das Reisefieber, das in der Tiefe schon brodelt, obwohl eine Stimme in mir steif und fest behauptet, dass ich ganz cool und gelassen bin. Meine Tränen beim Abschied sprechen da eine ganz andere Sprache. Sie reden davon, wie lieb ich meine Frau habe, wie schön sie in meinen Augen ist, wie jede Berührung mein Herz klingen lässt, wie leid mir meine Unleidlichkeit der letzten Tage tut.
Aber jede Minute rast der ICE dahin, bringt Distanz in meine Gedanken und Gefühle. Die Landschaft zieht an mir vorbei (wenn’s nicht, wie gerade jetzt, durch den Tunnel geht), dicker Dunst sitzt drauf, ich kann nicht weit sehen. Genauso geht es mir mit der vor mir liegenden Reise. Ich kratze meine vergleichbaren Erfahrungen zusammen und weiß dennoch, dass die Realität unvergleichlich sein wird.
Immerhin, es wird ähnlich sein. So ähnlich wie Afrika z.B., wo ich 1985 für ein halbes Jahr in Freetown, Sierra Leone, West Afrika am Fourah Bay College studierte. Von dort brachte ich Erfahrungen mit Hitze, Armut, Schmutz und generell das Gefühl mit, nicht ganz mit der Realität verbunden zu sein.
Wenigstens in den ersten 2-3 Tagen. So ähnlich wie San Francisco, wo ich 1997 ein knappes Jahr lebte. Von dort bringe ich mein Zutrauen in meine Englischkenntnisse und meine Anpassungsfähigkeit mit. So ähnlich wie in Teheran, wo ich 2008 eine Teamentwicklung in Englisch leitete. Von da bringe ich die überraschende Erkenntnis mit, wie normal doch auch die Fremde ist, wie grundlegende Menschenfreundlichkeit eine weltweit verständliche Sprache schafft.
So, gleich steige ich aus dem Zug und hinein in den Flieger nach Doha/Qatar, wo wir einen Zwischenstop haben. Bis dann.