1.2.21 ZNZ
1.2.21
Was hat man den Kopf nicht voll, wenn man so eingespannt ist. Nachdem ich mich für den Tag zurecht gemacht hatte und vor dem Eintreffen der Teilnehmer im Seminarraum so meine Vorbereitungen traf, kam Barbara auf mich zu und meinte „Lass dich mal drücken“ und ich, ganz überrascht, nahm sie in die Arme und sie sagte „Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag“. Ach ja, ich habe ja heute Geburtstag! Hatte den ganzen Morgen nicht einmal dran gedacht. Heute also Geburtstag. Ich hatte unseren Koordinator William (TAHA) zwar vorgestern schon gefragt, wie denn die Gepflogenheiten bei Geburtstagen hier seien, denn ich hätte übermorgen, aber da er nicht weiter Bezug drauf nahm, und auch sonst keine Zeichen gab, dachte ich, das wär’s von dieser Seite.
Am Ende des Tages meinte dann Dofrian, unser Organisator (TRIAS), sich in unser Seminar einmischen zu müssen und rief zu einer kleinen Aktivität auf, bei der alle stehen sollten, den Kopf gesenkt und die Augen geschlossen. Ich also brav Kopf gesenkt und Augen zu. Als dann Lärm um mich herum aufbrandete, stellte sich heraus, dass ich der Einzige war, der den Kopf gesenkt und die Augen zu hatte. Ich blickte in lauter lachende Gesichter, die Schilder mit „63“ drauf hochhielten und durch die sich teilende Gruppe kam Jokha, mit einer Geburtstagstorte in den Händen. Dann gab es noch zwei, drei Ständchen und die Tortenteilung. Eine schöne Überraschung war‘ jedenfalls. Hat mich berührt.
Dieser Arbeitstag war für die ersten Simulationen vorgesehen. Nach dem Opening und den ersten beiden Elementen „Verantwortung“ und „Erfolg“ war es Zeit, den Teilnehmern die Gelegenheit zu geben, erste Erfahrungen vor der Gruppe zu sammeln. Zunächst bekamen die TN noch einmal Zeit, ihre Plakate fertig zu malen, die Joel und Kassim parallel zu unseren Ausführungen während des Tages gestern in Swahili angefertigt haben.
Dann ein Input von Barbara zu den Empfehlungen für gute Plakate und zu den vier Rollen, die ein Trainer beherrschen muss, wenn er erfolgreich sein will auf diesem Gebiet.
Während sie erklärte, bauten wir im Hintergrund das Set auf. Die Herausforderung: 5 Gruppen und nur 2 Flipcharts! Wie geht das? Wir stellten kurzerhand Tische auf der Seite liegend auf andere, sodass die Flipchartblöcke der TN mit einer Bauklemme an die nun senkrecht stehenden Tischflächen geklemmt werden konnten. Und da sie groß und quadratisch waren, haben sie gleichzeitig als Trennwände zwischen den Kleingruppen gewirkt.
Es wurden 5 Gruppen á 4 TN gebildet. Die TN beschrieben in maximal 20 (minimal 15) Minuten anhand ihrer selbst kopierten Flips eine Kurzversion der ersten beiden Elemente sowie der Eröffnung in ihrer Kleingruppe. Manche dieser Vorstellungen mussten nach 20 Minuten unterbrochen werden, manche waren nach 10 Minuten schon durch. Wie auch immer, für die TN war es ihre erste Trainingserfahrung und die Aufregung und die Nervosität war entsprechend groß. Aber alle kamen lebend aus dieser Erfahrung und ich musste an meine eigenen ersten Erfahrungen denken, die mir damals auch ganz schön zu schaffen machten.
Jedenfalls bekamen wir, von Gruppe zu Gruppe gehend, einen ersten Eindruck von jeder/m TN, denn auch wenn wir die Sprache nicht verstanden, war doch viel von der Körpersprache, von den Plakaten und von der Interaktion ablesbar.
Nach einem generellen Feedback, wo wir das Beobachtete spiegelten und zu generellen Empfehlungen für erfolgreiche Trainings formten, forderten wir die TN auf, in kleinen Gruppen Pantomimen zu den verschiedenen Trainerrollen auszuarbeiten und danach im Plenum vorzuführen. War lustig und trug zur Auflockerung der Gruppe und zur Ableitung der aufgebauten Anspannung bei.
Danach bekamen die TN Zeit, ihre Plakate zu optimieren bzw. fertig zu stellen und Barbara und ich machten einen kleinen Spaziergang zum Strand, wo ich mein Geburtstagsschwimmen veranstaltete. War keine große Sache, nur kurz rein ins lauwarme Wasser und wieder raus. Aber immerhin, das habe ich nicht oft an meinen Geburtstagen. Wir saßen danach noch ein wenig am Strand und beobachteten das lebendige Strandleben.
Nach der abendlichen Besprechung mit Barbara, Joel und Kassim, wo wir den Tag Revue passieren ließen, unseren Eindruck von den Präsentationen der TN austauschten, den kommenden Tag besprachen und vorbereiteten, konnte ich mich endlich meinen vielen Gratulanten widmen. Da ich aber keinen Internetzugang hatte, heute auch nicht im Nachbargebäude, musste ich übers Handy arbeiten, das viel umständlicher (und auch teurer) war als sonst. Nun, ich habe etliche von euch erreicht und kümmere mich um den Rest, wenn das Internet wieder Zugang erlaubt. In’sh Allah! wie der Muselmane sagt.
Wir sind ja in einem muslimisch geprägten Land. Hier tragen die Frauen durchgängig Tuch. Hat mich irgendwie an meine Videokonferenzen erinnert, wo die vielen kleinen Kacheln auch wenig Rückschlüsse zulassen. Aber man gewöhnt sich dran und beim Namens-Ballspiel am Vormittag konnte ich die Gruppe damit beeindrucken, dass ich alle Namen kannte.
Einen schönen Schlusspunkt bildete Andreas Geschenk, dass sie mir per Videoanruf zukommen ließ: Sie hat mir einen Hang Drum Kurs geschenkt. Danke, da werde ich meine Freude dran haben.
Und so ist dieser übervolle Tag nun auch zu Ende. Und ich liege nur noch einen Tag zurück…